Neue OZ: Kommentar zu Verbraucher / Gaststätten / Hygiene

Wer einmal auffällt . . .

Die Hygiene-Ampel soll den Bürgern zeigen, ob sie ohne Furcht vor
verunreinigten Speisen und Getränken in das Restaurant ihrer Wahl
einkehren können. Mehr Transparenz ist gut. Doch stellt sie die
Behörden, die sie herstellen sollen, vor erhebliche
Herausforderungen. Zwischen den Besuchen der bundesweit 2500
Kontrolleure liegen große Zeitabstände, und jede Kontrolle liefert
nur eine Momentaufnahme. Was, wenn ein nachlässiger Wirt ausgerechnet
am Kontrolltag mal ein tadelloses Bild abgibt? Was, wenn ein
vorbildlicher Gastronom just am Stichtag einen unachtsamen
Mitarbeiter eingestellt hat?

Ist das die angemessene Grundlage für eine Markierung, die zum
Blickfang oder zum Brandmal werden kann? Wer einmal auffällt, dem
traut keiner mehr. Eine schlechte Einstufung kann einen Gastwirt in
den Ruin treiben. Voraussetzung für eine faire Bewertung wären also
häufigere Kontrollen als vorgesehen in jedem Lokal. Dazu braucht es
mehr Kontrolleure.

Aber neben der Frage nach der Aussagekraft stellt sich auch die
nach der Vollständigkeit eines solchen Kennzeichnungssystems.
Wirkliche Transparenz bedeutet auch, dass Gäste erfahren können, ob
die verwendeten Lebensmittel Bio- und Nachhaltigkeitskriterien
entsprechen. Eine Kennzeichnung, die dies außen vor ließe, wäre nur
eine halbe Sache. Wenn die Minister den Weg zur Ampel einschlagen
wollen, müssen sie bereit sein, ihn bis zum Ende zu gehen.

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