Pannen im Takt der Jahreszeiten
Eingefrorene Weichen im Winter, wegen Wartungsstaus ausfallende
ICE-Züge bis in den Frühling, defekte Klimaanlagen im Sommer: Je nach
Jahreszeit produzierte die Bahn ihre eigenen Katastrophen. Sie ließ
frierende Fahrgäste auf den Bahnsteigen zurück oder schickte sie mit
Hitzekollaps direkt aus dem ICE in die Klinik.
Die Bahn-Katastrophe des Herbstes heißt Stuttgart 21. Unabhängig
davon, ob man den Bau des neuen Bahnhofes unterstützt oder nicht: Die
demonstrative Absicht von Bahnchef Rüdiger Grube, nicht einmal für
die Dauer eines Schlichtungsgespräches die Arbeiten unterbrechen zu
lassen, wirkt starrköpfig und vergrößert das Image-Problem des
Unternehmens weiter. Eine Korrektur wollte die Bahn nun mit der
Verkündung der neuen Tarife erwirken. Kommunikationstechnisch ist sie
gelungen, denn der „Verzicht auf Preissteigerungen“ wurde clever
verkauft: Im Fernverkehr bleibe die Welt, wie sie ist, und im
Nahverkehr liege man ja unter den durchschnittlichen Preiserhöhungen
der Verkehrsverbünde.
Dass die Bahn oft Teil dieser Verbünde ist und an deren
Aufschlägen mitverdient, verschwiegen die Sprecher. Und Kostendruck
hin oder her: Die DB Regio ist die Firmensparte mit dem höchsten
Gewinn. 90 Prozent der Fahrgäste der Bahn sind in Regionalzügen
unterwegs. Es sind die Pendler, die einmal mehr bluten müssen. Dass
die Bahn diese Preispolitik als gnädig darstellt, ist eigentlich eine
Frechheit.
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