Neue OZ: Kommentar zu Verlage / Kirchen

Zwingend notwendig

In einem hat die Gewerkschaft Verdi recht: Die katholische
Weltbild-Gruppe hat große, gewinnbringende Jahre hinter sich. In den
1990er-Jahren expandierte sie rasant und eröffnete fast jeden Monat
eine Filiale.

Doch Buch- und Versandhandel haben sich rapide gewandelt. Und beim
Online-Verkauf muss das Unternehmen mit dem übermächtigen
Konkurrenten Amazon kämpfen. Diesen Kampf kann Weltbild nicht
gewinnen. So droht dem Verlag ein Niedergang wie zuvor den
Versandhäusern Quelle und Neckermann. Dass die Weltbild-Gruppe 2011
Vorwürfen konservativ-katholischer Kreise begegnen musste, sie würde
Erotik-Titel verkaufen, ist nur ein Randaspekt. Ein übertriebener
Vorwurf, denn der Anteil am Gesamtumsatz lag unter 0,02 Prozent. Er
zeigt aber, dass es sich bei Weltbild um ein außergewöhnliches
Unternehmen handelt, weil zu den Gesellschaftern zwölf Bistümer, die
Soldatenseelsorge und der Verband der Diözesen Deutschlands gehören.
Daher fließen in den Verlag auch Kirchensteuermittel.

Gelder in ein defizitäres, nicht zukunftsfähiges Unternehmen zu
pumpen ist wirtschaftlich unverantwortlich. Erst recht gilt dies für
Kirchensteuern. Noch mehr Subventionen würden dem Image der Bistümer
schaden, zumal die Debatte um Verschwendung in Limburg zu noch mehr
Sensibilität beim Thema Kirche und Geld geführt hat. So bedauerlich
der Insolvenz-Antrag für die Beschäftigten ist – den Stecker zu
ziehen war zwingend notwendig.

Christof Haverkamp

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