Neue OZ: Kommentar zu Wehrpflicht / Zivildienst

Na endlich!

Der Zivildienst steht mit der Strukturreform der Bundeswehr vor
dem Aus. Dafür wird es höchste Zeit. Schließlich war der Zivildienst
nichts anderes als das Rekrutieren billiger Arbeitskräfte für die
Sozialbranche. Dass dagegen die Arbeitgeber von Zivis aus
wirtschaftlichen Gründen Sturm laufen, ist nur verständlich, aber
kein Argument.

Zugegeben: Der Zivildienst hat auch gute Seiten. Gerade in der
beruflichen Selbstfindungsphase nach der Schule hat er Tausenden
jungen Männern soziale Kompetenz vermittelt und bei der Berufswahl
eine Entscheidungshilfe gegeben. Aber es darf nicht sein, dass sich
eine ganze Branche auf den Zwang zur billigen Arbeit stützt. Wenn der
Bundesregierung der Erhalt von günstigen Hilfskräften in kirchlichen
Einrichtungen, Sozialverbänden und Krankenhäusern am Herzen liegt,
muss sie Anreize schaffen, den Dienst in diesem Bereich finanziell
attraktiver zu machen. Zum Beispiel, indem sie diese
Arbeitsverhältnisse aus der Steuerkasse subventioniert.

Das Abschaffen des bisherigen Pflichtdienstes verbessert
vielleicht sogar das Lohnniveau vieler Geringverdiener. Wenn künftig
Zehntausende billige Zivis wegfallen, haben Gewerkschaften in
Tarifverhandlungen eine wesentlich stärkere Position, um
Einkommensverbesserungen für Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen
und Co. durchzusetzen – auch dafür wird es höchste Zeit.

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