Neue OZ: Kommentar zu Wissenschaft / Nobelpreise / Wirtschaft

Ein Markt mit Tücken

Bei Politikern, die Vollbeschäftigung versprechen, sollten Wähler
vorsichtig sein. Und allen Regierungen, die ihre Arbeitsmarktprobleme
in den Griff bekommen wollen, kann dies trotz ernster Bemühungen nur
bis zu einem gewissen Grad gelingen. Praktikern und
Langzeitbeobachtern der Beschäftigungsentwicklung mögen derlei
Erkenntnisse bekannt vorkommen. Bemerkenswert ist aber, dass es
gerade Forscher aus den marktliberalen USA sowie Großbritannien und
nicht etwa aus Deutschland sind, die für ihre wissenschaftlichen
Nachweise der Tücken des Arbeitsmarktes den diesjährigen
Wirtschafts-Nobelpreis erhalten.

Über die Berechtigung dieser erst seit 1969 vergebenen
Auszeichnung mag man streiten. Irritierend ist auch, dass sich unter
den 67 Preisträgern nur eine einzige Frau befindet und 52 von ihnen
an Instituten in den Vereinigten Staaten tätig sind oder waren. Denn
all diese aus Sicht des Nobel-Komitees extrem klugen Köpfe haben
nicht verhindern können, dass ihre Forschungsheimat in den letzten
Jahren erneut zum Epizentrum einer Weltwirtschaftskrise wurde.
Dennoch lassen sich aus den Erkenntnissen der
Ökonomie-Nobelpreisträger 2010 wertvolle Lehren ziehen, sogar für
Wirtschaftslenker in unserer Region: zum Beispiel die, dass sich
Klagen von Unternehmen über offene Lehrstellen sowie von Lehrern und
Arbeitsämtern über unversorgte Bewerber nicht widersprechen müssen.

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