Neue OZ: Kommentar zu Zeitgeist/Kaffeekonsum/Kapseln statt Filterkaffee

Werbung wirkt also doch

Die Kaffeetrinker Deutschlands greifen immer häufiger zu Kapseln
oder Pads statt zum guten alten Filter. Eine Entwicklung, die
überraschen kann, aber nicht muss.

Zum einen spiegelt dieser Trend die gesellschaftlichen
Entwicklungen wider. Immer mehr Menschen leben in Singlehaushalten –
eine vorportionierte Tasse auf Knopfdruck ist praktisch. Für
ausgiebige Kaffeekränzchen hat heutzutage kaum einer mehr Zeit. Und
selbst wenn man sich diese einmal nimmt, möchte man seinen Gästen
doch etwas Vernünftiges servieren und Vielfalt bieten.

Zum anderen ist die Entwicklung aber auch der schlichte Beweis
dafür, dass die Hersteller den Kaffee durch massive Werbung
erfolgreich zum Lifestyle-Produkt stilisiert haben: Wer etwas auf
sich hält und dazu noch Geschmack hat, der kann sich und seinen
Gästen keinen Filterkaffee auftischen. Kaffee ist nicht mehr
gemütlich, Kaffee ist Trend.

Dass die Preise für Pads und Kapseln in der Regel weit über denen
des Filterkaffees liegen, scheint nur die wenigsten vom Kauf
abzuhalten. Den Verpackungsmüll, den die Systeme verursachen, lässt
sich die umweltbewusste Gesellschaft im Sinne des Geschmacks als
notwendiges Übel durchgehen.

Traurig ist, dass die Hersteller die enormen Einnahmen aus
Maschinen und Kaffee-Einheiten weiterhin nicht in angemessenem Maße
an die unterbezahlten Bauern in den Anbauländern weitergeben.

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