Verzerrte Fakten
Zahlen lügen nicht: Es mag ja sein, dass dieser Spruch richtig
ist. Was er aber keineswegs ausschließt, ist, dass die Zahlen zwar
stimmen, sehr wohl aber mit ihnen gelogen wird. Und so erinnert die
Debatte um den Rettungsschirm für Euro-Staaten frappierend an die
Lage von vor zweieinhalb Jahren, als es um das Paket zur Stützung des
deutschen Finanzsektors ging.
Im einen wie im anderen Fall wirbeln die Milliarden in
Größenordnungen umher, als gäbe es kein Morgen mehr. Was davon
geschenkt, letztlich sogar gewinnbringend geliehen oder bloß auf dem
Papier gebürgt wird, interessiert einige offenbar wenig. Hauptsache,
die Zahl ist groß genug, um Angst zu schüren und eigene Forderungen
daraus abzuleiten. So werden aus Geldern, die nie flossen und nie
fließen werden, plötzlich Horrorsummen. Aufzuwenden habe sie der
Steuerzahler, zumal der deutsche, während er es selbst so schwer
habe.
Solche Schreckensgemälde bewegen sich an der Grenze zur Agitation.
Auch in Sachen Euro-Pakt sind sie mit Vorsicht zu genießen, zumal,
wenn doch gerade mit einem Sparkurs den Schuldenrisiken in der EU
entgegengesteuert werden soll. Dagegen zu demonstrieren ist absurd.
In Portugal stürzte nun ausgerechnet eine sozialistische Regierung
wegen der vermeintlich unzumutbaren Härte ihrer Einschnitte. Dabei
ist konsequentes Sparen genauso wichtig und richtig wie der
Euro-Schirm, der es flankieren muss.
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