Neue OZ: Kommentar zum Fleischkonzern Vion

Ohne Rücksicht auf Verluste

Vion wankt. Kostspielige Fehler der Vergangenheit belasten den
Fleischkonzern bis heute schwer. Ein Expansionsdrang an der Grenze
zum Größenwahn hat das Unternehmen in die Krise gestürzt. Der Beleg
ist das Ergebnis nach Steuern im Jahr 2012: 817 Millionen Euro
Verlust. Die Firmenlenker von einst sind ausgetauscht. Die neuen
Manager, oder besser gesagt Feuerwehrmänner, versuchen, den Weg aus
der Krise mit Schließungen und dem Verkauf ganzer Geschäftsfelder zu
ebnen. Die Botschaft: Will Vion überleben, braucht es schnell Geld.
Verlustbringer müssen abgestoßen oder geschlossen werden. Es mutet
fast wie die logische Konsequenz aus der Geschichte an: Das
Unternehmen, das einst ohne Rücksicht auf Verluste expandierte,
schrumpft sich nun wiederum ohne Rücksicht auf Verluste gesund.
Fraglich bleibt, ob die offensichtliche Unstimmigkeit über den
Betreibervertrag des Schlachthofes in Lingen zwischen Vion, Stadt und
Landkreis Emsland dessen Ende verhindern kann. Was sollen die
Verwaltungen machen? Selbst schlachten? Letztlich sind Standorte wie
der in Lingen Leidtragende des Rennens der Fleischbarone in
Deutschland. Als Sieger geht zumindest vorläufig der Tönnies-Konzern
hervor, der auf wenige, dafür umso größere Standorte gesetzt hat.
Bald wird sich die Frage stellen, wie sich diese Firmenstruktur mit
dem offensichtlichen Verbraucherwunsch nach mehr Regionalität
verbinden lässt.

Dirk Fisser

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