Anleger bleiben misstrauisch
Zur wahren Volksaktie hat es das Papier der Deutschen Telekom
nicht gebracht. Vielleicht wird es jetzt zur Volksbildungsaktie. Denn
mit dem Papier im Depot konnte man zunächst dramatische Kursverluste
erleben. Im vorigen Jahr aber konnte der Aktionär den Gründen
nachspüren, die zu Kursgewinnen von fast 50 Prozent führten. Und nun
lernt er etwas über die Bedeutung des freien Cashflows, also
desjenigen Teils des hereinkommenden Geldes, das nicht vorab verplant
ist, sondern zum Beispiel für die Dividende verwendet werden kann.
Wunschgröße für den freien Mittelzufluss bei der Telekom sind sechs
Milliarden Euro. Doch der Konzern ist weit davon entfernt und nicht
einmal auf dem Weg dahin. Vielmehr plant der Finanzvorstand, den
freien Mittelzufluss von 4,6 Milliarden Euro im vorigen Jahr nun auf
4,2 Milliarden Euro sinken zu lassen. Denn es kostet Geld, den
Zustrom neuer Kunden im US-Mobilfunkgeschäft nicht abreißen zu
lassen. Investitionen in die Sparte T-Systems zehren darüber hinaus
an den frei verfügbaren Mitteln. Kein Wunder, dass der Telekom-Kurs
nun einknickte. Anleger sahen ihr wichtigstes Kaufargument für die
Telekomaktie, die Dividendenrendite, schwinden. Sie werden sich auf
50 Cent je Aktie auf längere Sicht einrichten müssen. Das begrenzt
den Kurs. Die Konzentration auf den freien Mittelzufluss offenbart
außerdem, dass kaum jemand der Telekom spannende unternehmerische
Ideen zutraut.
Michael Braun
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