Neue OZ: Kommentar zur geplanten Porto-Erhöhung

Erhöhung auf niedrigem Niveau

Auf den ersten Blick scheint die von der Post geplante
Porto-Erhöhung ein Aufregerthema zu sein. Innerhalb eines Jahres
sollen Verbraucher beim Standardbrief wieder mehr zahlen! Und das,
obwohl der gelbe Marktführer den Preis gerade erst von 55 auf 58 Cent
erhöht hatte, die Paketsparte profitabel wirtschaftet und die
Post-Aktie Anfang der Woche auf einen Höchststand kletterte. Trotzdem
sind 60 Cent pro Marke angedacht. Innerhalb eines Jahres wäre das
eine saftige Steigerung von rund acht Prozent. Sich zu entrüsten wäre
erst einmal plausibel.

Der Realismus aber gebietet eine andere Lesart. Der geschriebene
Brief ist tot. Oder zumindest kurz vor dem Aussterben. Ersetzt durch
E-Mail, SMS und soziale Netzwerke, greift der Verbraucher privat nur
noch bei besonderen Anlässen zu Füller und Couvert. Lästige
Korrespondenz mit Banken und Versicherungen wird längst lieber online
erledigt. Internet-Affine dürfte die Preiserhöhung – wenn die
Bundesnetzagentur das Vorhaben absegnet – kaum tangieren. Die Post
versucht indessen verzweifelt, in dem schrumpfenden klassischen
Briefgeschäft, das sehr personalintensiv ist, über die Runden zu
kommen.

Die geplante Erhöhung fällt innerhalb kürzester Zeit deutlich aus.
Mit zwei Cent bewegt sie sich aber auf niedrigem Niveau. Oder
belasten die Privathaushalte tatsächlich hohe Portokosten? Laut
Statistischem Bundesamt sind es nämlich nur 4,17 Euro im Monat.

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