Glauben, fühlen, zählen
Tja, die Inflationsrate, das unbekannte Zahlenwesen. Jeder weiß um
ihre Bedeutung für die Volkswirtschaft und das eigene Portemonnaie.
Und doch bleibt sie ein abstraktes Gebilde. Dass es vielen Menschen
schwerfällt, diese ominöse Prozentzahl mit den eigenen
Einkaufserfahrungen abzugleichen, ist kaum verwunderlich. Wem beim
Volltanken zu Ferienbeginn angesichts der Spritpreise die Haare zu
Berge standen, wird sich hinterher eher daran erinnern als an
zurückgefallene Preise wenige Wochen später. Und wer seine
Stromrechnung mit der von vor fünf Jahren vergleicht, mag kaum
glauben, dass die Preise, insgesamt betrachtet, seit einiger Zeit
eher moderat steigen. Also alles gar nicht so schlimm, wie es sich
anfühlt? Mitnichten. Denn auch wenn die Teuerung im Bereich
offizieller Preisstabilität liegt: Mietpreissprünge oder höhere
Heizkosten tun weh. Vor allem, wenn sich eine vergleichbare
Steigerung beim Gehalt nicht wiederfindet. Und das führt zu einer
anderen Zahl, einer, die allerdings seit Jahren steigt: die
Armutsquote. Wer die Teuerungsrate vernünftig einordnen will, darf
die Reallohnentwicklung nicht außen vor lassen. Erst beides zusammen
kommt dem realen Empfinden des Verbrauchers nahe. Alles andere
empfindet er nicht zu Unrecht als Zahlenjonglage.
Maik Nolte
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Weitere Informationen unter:
http://