Zwei gute Bewerber
Nach Margot Käßmanns plötzlichem Rücktritt im Februar herrschte in
der evangelischen Hannoverschen Landeskirche monatelang Trauer und
Schockstarre. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich
schwierig – auch wegen Käßmanns riesiger Fußstapfen. Doch jetzt
besteht viel Grund zu Optimismus für die Protestanten, denn sowohl
Wolfgang Gern als auch Ralf Meister sind in der Lage, der
evangelischen Kirche in Niedersachsen wieder ein Gesicht zu geben.
Als größtes Manko werden Käßmanns Anhängerinnen empfinden, dass sich
keine Frau bewirbt – trotzdem eine kluge Entscheidung – denn für eine
Frau wäre der Vergleich mit der Vorgängerin noch schwieriger gewesen.
Beide Bischofs-Kandidaten sind redegewandt, politisch denkend,
erfahren im Umgang mit der Führung vieler Mitarbeiter und den Medien.
Leichte Aufgaben erwarten den künftigen Bischof nicht: Die Zahl der
Mitglieder geht seit Jahren erheblich zurück, und angesichts
sinkender Kirchensteuern sind harte Einschnitte nötig.
Dem Bewerber Meister kommt zugute, dass er schon Einsparungen
durchgesetzt hat, die Auseinandersetzung mit dem Atheismus aus Berlin
kennt und sich als Reformer einen Namen gemacht hat. Doch für wen
auch immer sich das Kirchenparlament im November entscheidet: Es wird
ein profilierter Theologe sein.
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