Weichenstellen für den Rückzug
Die Post will mehr Porto. Das ist nicht nur der Wunsch nach mehr
Gewinn, sondern könnte eine strategische Weichenstellung sein.
Seit Sommer vergangenen Jahres hat der ehemalige Staatsbetrieb
alle Privilegien bei der Briefzustellung verloren. Nachdem bereits
Ende 2008 das Briefmonopol fiel und sich der gelbe Riese dem
Wettbewerb mit privaten Anbietern stellen muss, blieb der Post bis
Juli 2010 zumindest noch die exklusive Befreiung von der
Umsatzsteuer. Das garantierte gegenüber der Konkurrenz mehr Gewinn
bei gleichem Umsatz.
Nachdem schließlich auch die privaten Zusteller gleichgestellt
wurden, ist der Druck im Briefgeschäft weiter gewachsen. Die an alte
Tarifverträge gebundene Post zahlt ihren Zustellern meist deutlich
mehr als die privaten Mitbewerber. Da die Briefzustellung trotz
Innovationen wie elektronischer Post auch künftig ein
personalintensives Geschäft sein wird, dürfte die Post dem Preisdruck
nicht standhalten können.
Die Ankündigung einer Porto-Erhöhung kann deshalb als Signal
gewertet werden, dass sich die Post bei der Briefzustellung auf dem
Rückzug befindet. In dem immer kleiner werdenden Geschäft in
Deutschland sieht der Bonner Konzern offensichtlich nicht seine
Zukunft.
Das zeigt auch sein immer stärkeres Engagement im Ausland. Mehr
als zwei Drittel der rund 500 000 Post-Mitarbeiter arbeiten schon
jetzt jenseits der Staatsgrenze.
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