Bauernverband: Einzelhandel zerstört
Glaubwürdigkeit bei Tierwohl
Generalsekretär kritisiert Preissenkungen bei Discountern –
Scharfe Kritik am Minister in Niedersachsen
Osnabrück. Der Einzelhandel torpediert aus Sicht des
Bauernverbandes die gemeinsame „Initiative Tierwohl“ mit der
aktuellen Preissenkungsrunde vor allem bei Fleischprodukten. In einem
Interview mi der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) sagte
Generalsekretär Bernhard Krüsken, „hier wird Glaubwürdigkeit
zerstört“. Es entstehe der Eindruck, dass Mehrkosten für das Plus an
Tierwohl, die eigentlich der Handel habe tragen wollen, bereits im
Vorfeld wieder hereingeholt werden.
Der Verbandsvertreter trat dem Argument von Aldi und Co entgegen,
es würden lediglich gesunkene Futterpreise an die Kunden
weitergegeben. „Es geht um den klaren Anspruch, das
Preiseinstiegssegment zu setzen und den billigsten Preis im Markt zu
bieten“, sagte Krüsken.
Seiner Aussage nach ist der Vertrag für die für Anfang 2014
angekündigte Initiative unterschriftsreif. Nachbesserungswünsche des
Einzelhandels hätten für Verzögerungen gesorgt. Bei der gemeinsamen
Aktion von Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Handel sollen
Haltungsbedingungen für Tiere verbessert werden. Die Mehrkosten für
teilnehmende Bauern, die beispielsweise weniger Schweine einstallen
als bisher, sollen von einem Fonds beglichen werden. Den wiederum
will der Handel speisen. Es wird mit einer Summe im zwei- bis
dreistelligen Millionenbereich gerechnet.
Krüsken warnte die Politik davor, Tierhalter durch zu hohe
Auflagen aus Deutschland zu verdrängen. „Die Regale des
Lebensmittelhandels in Deutschland scheren sich nicht darum, wo die
Ware herkommt. Wenn es genug Ware aus deutscher Produktion gibt, dann
brüstet sich jeder gerne mit dem Siegel ,Made in Germany–. Aber wenn
es knapp wird, dann wird die Ware aus dem Ausland herangeschafft.“
Der Bauern-Vertreter wandte sich ferner gegen Kritik an
Wachstumszielen von Agrarbetrieben. „Niemand aus dem Kreis
derjenigen, die Größe in der Landwirtschaft kritisch sehen, ist heute
noch mit seinem Gehalt von 1985 zufrieden“, so Krüsken. Insbesondere
der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne)
mache sich zum Exponenten dieser „sehr kurzfristigen und nicht
sachgerechten Betrachtung“, kritisierte er.
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