Neue Presse Hannover: Kommentar zu Atomlaufzeiten von Petra Rückerl

Vor dem Bundestag gab es ohrenbetäubende
Pfeifkonzerte, im Bundestag schrille Töne, auf der CDU-Zentrale eine
waghalsige Kletteraktion – dennoch oder trotz allem peitschte die
schwarz-gelbe Bundesregierung ihr atomfreundliches Energiekonzept
durchs Parlament. Als sei die Sache damit erledigt. Damit aber fängt
sie erst richtig an. Mit der Laufzeitverlängerung wurde ein Konsens
aufgekündigt, der das Land in Sachen Kernenergie einigermaßen
befriedet hatte. Auch atomkritische Geister konnten den rot-grünen
Ausstiegsvertrag mit den Stromkonzernen – oft zähneknirschend –
abnicken. Die Stimmung ist umgeschlagen. Während die Atomlobby ihre
Mannen erfolgreich im Kanzleramt und im Bundestag postierte, sammelt
sich jetzt die Anti-Atombewegung. Und wie es ausschaut, wird sie sehr
mächtig werden. Die Rede ist nicht nur von der nächsten großen
Kraftprobe im Wendland. Der Castor-Transport rund um den 6. November
wird sicher sehr viel mehr Menschen nach Gorleben ziehen als in den
vergangenen Jahren. Es geht ja nicht mehr nur um eine möglicherweise
hochgefährliche (End-)Lagerstätte. Es geht auch um die Renaissance
der Atomkraft mit Hilfe der Laufzeitverlängerung. Womöglich sind da
aber Deutschlands mächtigste Richter vor. Zur Anti-Atombewegung
gehören mehrere Bundesländer, die vor das Bundesverfassungsgericht
ziehen wollen. Sind sie erfolgreich, dürfte der gestrige Atom-Deal
nur eine kurze Laufzeit haben.

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