Als die damalige CDU-Vorsitzende Angela Merkel 
die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer im 
Februar 2018 zur Generalsekretärin der CDU machte, war das ein 
genialer Plan (1). Akuter Befreiungsschlag und langfristige 
Perspektive gleichzeitig. Die Landespolitikerin sollte den 
Veränderungsdruck innerhalb der CDU dämpfen und bundespolitische 
Erfahrungen sammeln, um zur Merkel-Nachfolgerin zunächst an der 
CDU-Spitze und später im Kanzleramt aufgebaut zu werden. Wenn die 
Auserkorene keine Fehler macht und sich gut entwickelt. Bis zum 
Dezember 2018 ging der Plan auf. AKK wurde CDU-Vorsitzende (2). Schon
in diesem Amt hatte Kramp-Karrenbauer aber ihre Probleme: Die 
Personalpolitik im Konrad-Adenauer-Haus (CDU-Zentrale), die 
Kommunikation nach außen und der Umgang mit politischen Inhalten 
gelangen ihr nicht immer. Das ist Merkel nicht entgangen. Dann der 
fatale Fehler – oder die perfide Falle Angela Merkels. AKK hätte 
niemals Verteidigungsministerin werden dürfen. Niemals. Nicht, wenn 
sie selbst jemals vorhatte, Bundeskanzlerin zu werden (3). Ihre 
Vorgänger Thomas de Maiziere und Ursula von der Leyen galten 
zeitweise auch als fähig, Merkel nachzufolgen. Bis sie das 
Verteidigungsministerium übernahmen und sich in dessen zahlreichen 
Krisen hoffnungslos verhedderten. So oder ähnlich hat die 
Kanzler-Vorsitzende viele Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Wollte 
Merkel also ihre eigene Nachfolge-Kandidatin auf der Hardthöhe 
verheizen, weil sie erkannt hat, dass die Saarländerin nicht das 
Format für das Kanzleramt hat? Diese Frage müssen Historiker in 
einigen Jahren beantworten. Es spricht aber einiges dafür, dass es 
sich genau so verhält. Denn jetzt erreicht das Drama den Höhepunkt 
(4): Merkel war von AKKs Vorschlag der internationalen Schutzzone in 
Nordsyrien vorab informiert, heißt es. Als wohlwollende und erfahrene
Förderin hätte sie Kramp-Karrenbauer auf die Fallen aufmerksam machen
müssen! „Was sagt Paris, was London und was der Koalitionspartner?“, 
hätte sie gefragt und zu Bedachtsamkeit, zu Diplomatie geraten. Und 
sie hätte darauf aufmerksam machen müssen, dass der AKK-Vorschlag 
eine 180-Grad-Wende ist, die in dieser Geschwindigkeit Deutschland 
überfordert. Merkel hat es nicht getan. Ein Falle? Oder Annegret 
Kramp-Karrenbauer hat die Hinweise in den Wind geschlagen. Das 
Ergebnis bleibt dasselbe: Für die Kanzlerkandidatur der CDU braucht 
es mehr. Es läuft fast wie im klassischen Drama eines Shakespears. 
Sogar einen Nebendarsteller gibt es: Heiko Maas. Es wäre seine 
Aufgabe als Außenminister gewesen, auf diplomatischem Parkett das 
Feld für eine Syrien-Initiative der Europäer zu bereiten. Von ihm 
aber war in der ganzen Türkei-, Kurden-, Syrienfrage nur wenig zu 
vernehmen. Erst jetzt ein paar beleidigte, besserwisserische und 
belehrende Sätze. Ein Politikwissenschaftler nennt ihn schon 
„Außenministrant“. Seine Zurückhaltung wollte Kramp-Karrenbauer 
wettmachen und hat vieles falsch gemacht. Politik ist manchmal so.
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