Neue Westfälische (Bielefeld): Antisemitismus an Schulen: Volker Beck verlangt umfassende Meldepflicht

„Wegschauen, weghören und schnell zu den Akten
legen ist immer noch Routine“

Bielefeld. Vor dem Hintergrund judenfeindlicher Vorfälle an
Schulen hat sich Volker Beck, Lehrbeauftragter am Centrum für
Religionswissenschaftliche Studien (CERES), für grundsätzliche
Meldepflichten bei antisemitischen, antiziganistischen,
antiislamischen oder homophoben Mobbingfällen ausgesprochen. „Solche
Vorfälle sollten immer an die höheren Ebenen gemeldet werden, um ein
Lagebild zu erhalten“, sagte Beck der in Bielefeld erscheinenden
Neuen Westfälischen (Mittwochausgabe). So könnte man verhindern, dass
sie „als Einzelfälle abgetan und unter den Tisch gekehrt werden“.

Bereits 2011 habe die erste Unabhängige Expertenkommission
Antisemitismus den Schulen Handlungsempfehlungen für den Kampf gegen
Antisemitismus aufgeschrieben, sagte der frühere
Grünen-Bundestagsabgeordnete. „Weder der Bund noch die für Bildung
zuständigen Länder haben diese Empfehlungen bis heute konsequent und
nachhaltig umgesetzt“, kritisierte Beck. Überwiegend sei „nichts
geschehen“, denn „wegschauen, weghören und schnell zu den Akten legen
sind immer noch schulische Routine“ – dies sei nur „schwer
erträglich“. Selbstsuggestion und Beschwörungsformeln, wonach
Antisemitismus gerade in Deutschland fehl am Platz sei, sollten
aufhören. Sie seien „immer Ausreden fürs Nichtstun“ gewesen.

Die Union im Bundestag hat eine Meldepflicht für judenfeindliche
Vorfälle an Schulen gefordert. Demzufolge sollen in jedem Bundesland
die Schulen verpflichtet werden, solche Vorfälle konsequent der
Schulverwaltung zu melden. Es sei wichtig, belastbare Angaben über
das Ausmaß des Antisemitismus und dessen Ursachen zu bekommen, damit
die Kultusminister der Länder auch schulübergreifend Maßnahmen prüfen
könnten.

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