150 Euro Betreuungsgeld für alle, die ihr Kind
lieber zuhause erziehen wollen, statt es in die Kita zu geben.
Elterliche Liebe statt staatlicher Fürsorge also – das klingt gut.
Ist es aber nicht. Die Idee, den Eltern die freie Wahl zwischen
Kindertagesstätte oder eigener Betreuung zu lassen, setzt ein durch
und durch positives Elternbild voraus. Es unterstellt, dass die
Erziehungsberechtigten ihre Entscheidungen stets am Wohl ihrer Kinder
orientieren. Die Erfahrungen allerdings spiegeln eine andere In
Thüringen, wo das Betreuungsgeld bereits gezahlt wird, entschieden
sich vor allem Mütter aus sozial schwachen Familien gegen den Beruf
und für die Betreuung des Kindes. Dabei ist es unbestritten, dass
gerade Kinder aus diesen sogenannten bildungsfernen Schichten von
einer frühen Förderung in Kindestagesstätten und Krippen besonders
profitieren. Die Barmer Ersatzkasse gab Anfang des Jahres bekannt,
dass heute bei jedem dritten sechsjährigen Kind die Sprachentwicklung
gestört ist. Weil in den Familien zu wenig gesprochen wird, weil
elektronische Medien den zwischenmenschlichen Austausch ersetzen,
sagen Experten. Kindern, die unter solchen Bedingungen aufwachsen,
ist mit Betreuungsgeld für die Eltern wenig geholfen. Sie brauchen
soziale Kontakte, Erzieherinnen, die diese Defizite auffangen. Das
ist längst auch bei der Regierung angekommen. So sind inzwischen
Teile der CDU und der FDP gegen die Einführung des Betreuungsgeldes.
Lediglich die CSU beharrt mit Blick auf konservatives Wählerklientel
stur auf die im Koalitionsvertrag beschlossene Heimprämie. Ein Staat,
der schon jetzt einen Fachkräftemangel beklagt, kann es sich einfach
nicht leisten, viele Kinder nicht optimal zu fördern. Die
Konsequenzen wird man in einigen Jahren zu spüren bekommen. Auch in
Bayern.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Weitere Informationen unter:
http://