Neue Westfälische (Bielefeld): Der nächste Blitzmarathon startet Bürger sind keine Polizisten matthias bungeroth

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger
(SPD) setzt seinen Kampf gegen die Raserei auf den Straßen unbeirrt
fort. Erneut wird mit einem hohen personellen und organisatorischen
Aufwand an zahlreichen Stellen des Straßennetzes 24 Stunden lang nach
Kraftfahrern gesucht, die zu schnell unterwegs sind. Ein Thema, das
richtig ist. Jedoch müssen Aufwand und Ertrag in einem angemessenen
Verhältnis zueinander stehen. Zum Glück verzeichnete das Land NRW im
Vorjahr mit 479 Verkehrstoten einen Tiefstwert seit 1953, als diese
Statistik eingeführt wurde. Gleichwohl ist zu schnelles Fahren nach
wie vor Unfallursache Nummer eins. 150 Todesopfer waren im Vorjahr
auf dieses Fehlverhalten am Steuer zurückzuführen. Doch noch immer
ist unter Experten umstritten, ob eher singuläre Aktionen wie der von
Jäger eingeführte Blitzmarathon oder kontinuierliche Aufklärungs- und
Messaktionen übers Jahr hinweg das Verhalten von Kraftfahrern
nachhaltig positiv beeinflussen. Die Polizeigewerkschaften sehen
einen positiven Effekt, machen zugleich aber auf den erforder-lichen
hohen personellen Einsatz aufmerksam und fordern sogar mehr
flächendeckende Kontrollen wie die sogenannte Section Control, ein
Verfahren, bei dem auf einem bestimmten Straßenabschnitt die
Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrzeuge gemessen wird. So soll der
Kontrolldruck auf technischem Wege dauerhaft erhöht werden. Man habe
nicht das Personal, überall zu blitzen, wo es nötig wäre, so die
Gewerkschaft der Polizei in NRW. Last not least: Die Bürger können
die Polizei nicht ersetzen. Tipps, wo vor Kindergärten oder
Grundschulen gerast wird, bekommen die örtlichen Beamten seit je. Die
Bürgerbeteiligung beim Blitzmarathon ist gut gemeint, doch ob sie den
Polizeibehörden einen sub-stanziellen Erkenntnisgewinn bringt, ist
eher fraglich. Denn letztlich führt nicht so sehr das Beobachten
anderer Verkehrsteilnehmer zu mehr Sicherheit auf den Straßen,
sondern die kritische Selbstreflexion derer, die das Rasen nicht
lassen können. Oft ist hier Unbedachtheit der Grund. Und dagegen
hilft in erster Linie kontinuierliche Aufklärung. Der Blitzmarathon
verpufft nach 24 Stunden.

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