Neue Westfälische (Bielefeld): Doppelgipfel in Kanada Formelkompromisse JOACHIM ROGGE, TORONTO

Ein Doppelgipfel kreißte – und gebar reihenweise
Mäuschen. Das war angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen beim
Treffen von G 8 und G 20 auch nicht anders zu erwarten. Die
diplomatische Formelsprache und die freundlichen Worte, die vor allem
Merkel und Obama in Toronto füreinander fanden, konnten über die
Differenzen gerade zwischen Deutschland und den USA nicht
hinwegtäuschen. Vor allem aufs heimische Publikum zielten beide im
Streit um Mehrausgaben oder Sparzwang. Die Amerikaner, die in
Schulden traditionell nichts Verwerfliches sehen, setzen weiter auf
kostspielige Programme, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Deutschen,
denen der Beinah-Kollaps des Euros schwer in den Knochen sitzt,
treten hingegen auf die Schuldenbremse. Dass der gegenwärtige Streit
ums Geld, das man nicht hat, das transatlantische Verhältnis noch
lange belastet, steht indes kaum zu erwarten. Denn auch die USA
werden angesichts ihrer ausufernden Schuldenlast nicht umhinkommen,
ihre Politik der heißen Notenpresse zu korrigieren. Auch in den
eigenen Reihen sinkt die Bereitschaft, die Staatsschatulle für immer
neue Ausgaben zu öffnen. Das dämpfte in Toronto Obamas Lust am
Konflikt und schuf Raum für Kompromissformeln, die freilich mehr
verkleistern als klären.

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