Ein Sommermärchen in Deutschland, ein
Wintermärchen in Südafrika. Die Stimmung nach dem erdbebenartigen 4:0
über den Favoriten Argentinien ergießt sich über Kapstadt – zunächst
überhaupt nicht. Kein unbändiger Jubel der deutschen Fans. Selbst
Stunden nach jenem Erdbeben stehen die Schwarz-Rot-Goldenen da,
nippen an ihrem Bier und fragen sich: Was war das denn gerade, bitte
schön? Im falschen Film gelandet? „Titanic“ statt „Lindenstraße“? Es
war: eine Demonstration. Das sportliche Einäschern eines antiquiert
anmutenden Fußballs, der von Stars, Glamour und individueller Stärke
lebt. Ein Triumphzug des Kollektivs, der Taktik, auf
titelträgertauglichem WM-Niveau. Mit elf, zwölf, dreizehn, vierzehn
Darstellern, die sich – obwohl zumeist blutjung – den Gauchos in den
Weg stellten mit der Botschaft: „Bis hierher sollt ihr kommen und
nicht weiter.“ Und die ein frühes Tor genutzt hatten, um sich den
Gegner zurechtzulegen, ihn auszukontern, ihn zu demütigen. Genug der
Schwärmerei: Bundestrainer Joachim Löw hat etwas entwickelt, das
derzeit in der Lage scheint, mit dem Weltmeistertitel dekoriert zu
werden. Eine perfekte Maschine, die besser läuft als nur geschmiert.
Vielleicht, wahrscheinlich hat Filmregisseur Sönke Wortmann sich
einfach die falsche WM ausgesucht für sein Werk „Deutschland. Ein
Sommermärchen“.
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