Als „übereilt“ hat der Bielefelder
Gewaltforscher Professor Andreas Zick den Vorschlag zurückgewiesen,
Stehplätze in deutschen Fußballstadien aus Sicherheitsgründen
abzuschaffen. Dieser Vorschlag war unter anderem von
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gemacht worden. Zick
sagte der in Bielefeld erscheinenden Neue Westfälische
(Samstagausgabe): „Es gibt keinen klaren Beleg dafür, dass der Umbau
von Steh- auf Sitzplätzen tatsächlich zu einer Erhöhung der
Sicherheit führt.“ In England, das Stehplätze abgeschafft habe, werde
„seit einiger Zeit eine Diskussion über die Wiedereinführung von
Stehplätzen geführt“, so Zick, der auch Mitglied des Beirats der
Deutschen Fußball Liga (DFL) ist. Zudem seien auch Sitzplätze nicht
unproblematisch. Sitzschalen könnten angezündet oder als
Wurfgeschosse verwendet werden. Mit einem Umbau der Stadien würden
zudem „die vielen friedlichen Fans, von denen auch Offizielle häufig
reden, um Gewalttäter sprachlich auszugrenzen, ebenfalls bestraft“,
gibt Zick zu bedenken. „Die Probleme lassen sich nicht von heute auf
morgen lösen“, so der Experte vom Institut für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung. Notwendig sei „ein Maßnahmenpaket, das
auf die örtlichen Gegebenheiten mit den Fanprojekten abgestimmt ist“.
Die Einführung von Fußfesseln stelle „einen massiven rechtlichen
Eingriff“ dar, der auf bestimmte Gewalttäter begrenzt sein müsse. Es
sei fraglich, ob vorhandene Mittel wie Gefährderansprache oder
Aufenthaltsverbote nicht ausreichten, um bestimmten Personen den
Zutritt zu Veranstaltungen zu verwehren. „Desweiteren muss natürlich
die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.“
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