Der König ist tot, es lebe der König. Nach
diesem Motto hören sich die waghalsigen Pläne von
Noch-Ministerpräsident Matteo Renzi an. Der Plan, die Italiener
innerhalb weniger Monate ein neues Parlament wählen zu lassen, ist
ein Wagnis. Die Finanzmärkte würden das Risiko eines Sieges der
unberechenbaren und EU-skeptischen 5-Sterne-Bewegung und ihres
Megafons Beppe Grillo kalkulieren. Der stärkste Gegner dieser Option
ist deshalb Staatspräsident Mattarella, der während der Krise Garant
der Stabilität sein will. Das Staatsoberhaupt strebt eine neue
Regierung an, die bis zum regulären Ende der Legislaturperiode im
Februar 2018 amtiert. Doch auch diese Variante birgt Risiken. Italien
bekäme damit bereits die dritte Regierung in Folge, deren Chef nicht
als Spitzenkandidat bei Wahlen kandidierte und somit keine direkte
Legitimation durch die Wähler hätte. Käme Italien wirtschaftlich
weiter nicht voran, bekämen die Populisten noch mehr Zulauf. Das
bittere Erwachen wäre dann nur aufgeschoben. Das Vabanque-Spiel
Renzis, jetzt alles zu riskieren, hat so durchaus seine Berechtigung.
Renzi bleibt eine der wenigen sinnvollen Optionen in Italien. Der
Blick auf die politische Konkurrenz macht ratlos. Da sind der
unberechenbare Schreihals Grillo, der korrupte Altmeister Silvio
Berlusconi sowie die Fremdenfeinde von der Lega Nord. Renzi wäre das
kleinere Übel. Der große Verlierer könnte zum Sieger werden. Und
vielleicht sogar zum Retter der EU.
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