Neue Westfälische (Bielefeld): Koalitionszoff um das Betreuungsgeld Am Abgrund ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Union und FDP streiten mal wieder. Ginge es um
eine Paartherapie, könnte sich wohl kein Psychologe vor der Diagnose
drücken, dass eine Trennung das Beste für diese Partnerschaft sei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat erst vor einer Woche Schwarz-Gelb
als das beste aller möglichen Bündnisse angepriesen. Dumm gelaufen,
dass die Traumkoalition nur eine Woche später am Abgrund steht – und
alles nur wegen des Betreuungsgeldes. Es ist Merkels Pech, dass
etliche Abgeordnete in der Union den von der CDU-Chefin einst selbst
beförderten Modernisierungskurs in der Frauen- und Familienpolitik
ernster nehmen, als es Merkel aus taktischen Gründen lieb ist und es
ein Horst Seehofer zulassen möchte. Die internen Kämpfe gegen das
Betreuungsgeld und für die Frauenquote zeugen davon. Gerade die
CDU-Frauen haben das ungute Gefühl, dass Merkel auf halber Strecke
stehengeblieben ist. Aber davon einmal abgesehen hat derzeit vor
allem die FDP alles Recht der Welt, sauer zu sein. Denn die
Profilierungsschlachten in der Union nehmen auf die Liberalen wenig
Rücksicht. Und der scharfe großkoalitionäre Wind aus dem Bundesrat
schürt sogar Existenzängste. Kein Wunder, dass einige Liberale wie
Wolfgang Kubicki oder Dirk Niebel auf einmal die Ampel ins Spiel
bringen. Sollte die CSU wegen des Betreuungsgeldes morgen die
Koalition verlassen, wäre es mit der schwarz-gelben Herrlichkeit für
die FDP sowieso vorbei. Dass sich Parteichef Philipp Rösler so eng an
die Union gekettet hat wie einst sein Vorgänger Guido
W[EMPTYTAG]esterwelle, könnte sich noch als riesiger Fehler
entpuppen. Hätte ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP
Überlebenschancen? Wer das unwahrscheinlich findet, dem sei gesagt:
Mehr Zoff und Gezänk als bei dem angeblichen Traumbündnis von CDU,
CSU und FDP könnte es auch bei einer Ampel nicht geben.

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