Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar 125 Jahre Freiheitsstatue Freiheit mit Fragezeichen DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Seit 125 Jahren hält sie den Einwanderern dieser
Welt vor den Toren New Yorks ihre imposante Fackel entgegen. Nie war
das Leuchtzeichen der Hoffnung, das von „Lady Liberty“ ausgeht, so
heruntergedimmt wie heute. Der amerikanische Traum hat sich für
Millionen als Fiktion aus einem Hochglanzprospekt erwiesen. Während
die oberen Zehntausend Reichtümer aufhäufen, steigt am unteren Ende
die Zahl derer in die Millionen, die auf Essensmarken und kostenlose
ärztliche Minimalversorgung angewiesen sind. Der selbstverschuldete
wirtschaftliche Niedergang der Supermacht, die zum globalen Schuldner
Nr. 1 geworden ist, tritt immer drastischer zutage. Öffentliche
Infrastruktur, das Bildungssystem, alle Statistiken entlarven die
Pose, mit der Politiker noch immer salbungsvoll die Größe Amerika
heraufbeschwören, als Selbstbetrug. Der hat lange funktioniert, weil
für Pessimismus kein Platz sein durfte. Doch das Modell funktioniert
nicht mehr. Die Mehrheit der Amerikaner glaubt allen Heilsversprechen
der politischen Eliten nicht mehr, dass es die nächste Generation
einmal besser haben wird, wenn sie nur strebsam nach ihrem Glück
sucht. Die schleichende Erosion gesellschaftlicher
Aufstiegsmöglichkeiten ist ein Verlust an Freiheit, der Amerika in
seinem Innersten bedroht. 

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