Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Amoklauf in Arizona Vergiftet JOACHIM ROGGE, WASHINGTON

Es ist zu wünschen, dass der Anschlag von Tuscon
die politischen Lager Amerikas zur Besinnung kommen lässt. Doch die
Hoffnung ist gering. Zu vergiftet ist das politische Klima. Schier
unversöhnlich stehen sich Befürworter und Gegner der Politik Barack
Obamas gegenüber. Die Nation selbst ist gespalten wie seit
Jahrzehnten nicht mehr. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung
haben die ideologischen Scharfmacher, die ihre Foren in Radio und
Fernsehen vor einem Millionenpublikum nutzen, um genüsslich zu
zündeln. Hasstiraden, unmissverständliche Aufforderungen
„nachzuladen“ gehören zum  Vokabular der politischen
Auseinandersetzung, ohne dass einer „Halt!“ ruft. Dass ein Wirrkopf
die Hassparolen ernst nimmt und sich bemüßigt fühlt, das
doppeldeutige Spiel mit Worten auch in die Tat umzusetzen, ist eine
Erfahrung, die Amerika nicht zum ersten Mal macht. Auch Timothy
McVeigh, der Attentäter von Oklahoma, fühlte sich berufen, die
individuelle Freiheit gegen die angebliche Knebelung der Amerikaner
durch die Regierung zu verteidigen. Einmal mehr hat es den Anschein,
als sei die niederträchtige Saat aufgegangen.

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