Erfolge haben ihren Preis. Auch im Falle der
sinkenden Arbeitslosigkeit ist das so. Jetzt gab die Bundesagentur
die niedrigste Arbeitslosenrate seit 20 Jahren bekannt. Im
vergangenen Jahr suchten im Durchschnitt unter drei Millionen
Menschen eine neue Stelle. Parallel dazu ist die Zahl der
Beschäftigten mit 41 Millionen auf einen Spitzenwert gestiegen.
Diesen Erfolg hat sich die deutsche Bevölkerung hart erarbeitet. Und
sie haben es sich zugleich teuer erkauft. Denn es gibt nicht mehr
Arbeit in Deutschland – nur mehr Leute, die sie erledigen. Das heißt:
Viele Menschen müssen mit weniger Geld und weniger sozialer
Sicherheit zurechtkommen. Die Ursachen und Erscheinungsformen sind
vielfältig. Nicht nur haben Regierung und Parlament die
Arbeitslosenunterstützung verringert, auch die Löhne stiegen kaum.
Außerdem gibt es mehr Arbeitsplätze in den Dienstleistungsbranchen,
die oft schlechter bezahlen. Ebenso nahm die Zahl der
Geringverdiener, Leiharbeiter und Teilzeitbeschäftigten zu. Mehr
Beschäftigung haben wir also auch mit mehr Armut erkauft. Hält diese
Entwicklung an, kann sie den sozialen Frieden in Frage stellen.
Dürfen wir es uns aber leisten, den Preis der Arbeit wieder zu
erhöhen? Was würde das bedeuten? Viele Unternehmen müssten ihrem
Personal mehr bezahlen und hätten höhere Kosten. Ihre
Konkurrenzfähigkeit gegenüber Wettbewerbern im In- und Ausland nähme
dadurch nicht unbedingt ab, wohl aber sänken die Gewinne. Auch für
die Steuer- und Beitragszahler könnte der Weg des sozialen Friedens
höhere Ausgaben mit sich bringen. Wenn die Gesellschaft Armut
verhindern will, muss sie für dieses Ziel mehr Geld zur Verfügung
stellen. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Erde.
Grundsätzlich können wir uns diesen Weg leisten. Es ist die Frage
ist, ob wir es wollen.
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