Gerne hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel am
Sonntagabend in der ARD den Eindruck einer besonnenen Steuerfrau
hinterlassen, die das Euro-Rettungsschiff durch die tosenden Wellen
sicher hindurchmanövriert. Doch schon am Montagmorgen hat die graue
Realität dieses Bild eingetrübt. Denn der Rest der Welt scheint sich
große Sorgen zu machen, dass die europäischen Staaten ihre Krise
nicht in den Griff bekommen und die Weltwirtschaft in eine Rezession
stürzt. Das hat die Tagung des Internationalen Währungsfonds in
Washington ans Licht gebracht. Es ist ja keineswegs so, als ob Merkel
in der Eurokrise immer nur falsch gelegen hätte. Es war ihre Idee,
den Internationalen Währungsfonds mit ins Boot zu holen, was sich als
Segen erwiesen hat. Und ihr Pochen auf eine Stabilitätskultur für
ganz Europa ist ebenfalls richtig. Nur mit der europäischen
Solidarität, ohne die der Euro eben auch nicht verteidigt werden
kann, hat es von Anfang an gehapert. Die Hilfsmaßnahmen kamen stets
zu spät und fielen zu klein aus. Wer den Euro als starke Währung
erhalten will, muss offenbar auch klotzen können. Da reichen die
berühmten Merkel–schen Trippelschritte nicht aus. Vermutlich ist der
jetzt geplante EFSF-Rettungsschirm immer noch zu klein. Und
vermutlich werden sich die Politiker wieder korrigieren müssen. Wenn
Deutschland mutiger vorangehen und seine Führungsrolle entschiedener
wahrnehmen würde, hätte es manche überflüssige Wendung in der
Eurokrise nicht gegeben. Auch nicht diese, die sich jetzt abzeichnet.
Der Kanzlerin ist zu raten, damit offen und ehrlich umzugehen. Selbst
wenn FDP und CSU Zeter und Mordio schreien: Angela Merkel sollte am
Donnerstag im Bundestag die Wahrheit über den EFSF sagen.
Spekulationen in Hinterzimmern sind der falsche Weg.
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