Eines muss man Silvio Berlusconi lassen: Es ist
mutig, dass sich der alternde italienische Politkomödiant erneut in
die Manege begibt, jenseits aller Aussichten auf Applaus. Nur noch
jeder sechste Italiener kann sich derzeit vorstellen, für die
Neuauflage der großen Berlusconi-Show das Ticket zu lösen – der Rest
wendet sich zum Teil belustigt, zum Teil mit Schrecken ab. Der
Drahtseilakt zwischen Lächerlichkeit und Faszination, zwischen Knast
und Kabinett scheint dem Medienmogul nichts auszumachen. Mit den
alten Taschenspielertricks der PR-Berater und seiner eigenen
Medienphalanx im Rücken bestimmt er längst wieder die großen
Schlagzeilen. Erst redet der große Zampano vom Comeback, dann verlobt
sich der geläuterte Schwerenöter mit einer knapp 50 Jahre jüngeren,
aber immerhin volljährigen Italoschönheit und verspricht im
Vorbeigehen den Italienern die Rückkehr zu alter Größe – wenn man ihn
nur lässt. Dass seine neueste Ankündigung, Italien vom Euro befreien
zu wollen, ein europaweites Echo in der Politik auslöst, ist
bezeichnend. Wohl kaum einem anderen Politrentner würde solche
Aufmerksamkeit zuteil. Zu Recht: Berlusconi tritt die europäische
Idee je nach Bedarf mit Füßen. Nicht ausgeschlossen, dass sein
Blendwerk in Krisenzeiten erneut Anhänger findet. Seine Entzauberung
ist überfällig.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Weitere Informationen unter:
http://