Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Atom-Katastrophe Böse Mischung CARSTEN HEIL

Sie wissen nichts. Gar nichts. Die
Verantwortlichen für den Atom-Meiler in Fukushima haben nicht den
blassesten Schimmer, wie schlimm es wirklich steht. Sie wissen auch
nicht, wie es weitergeht. Und noch viel weniger wissen sie, was zu
unternehmen ist, die Katastrophe einzudämmen. Das jedenfalls lässt
sich den Äußerungen der Manager, Ingenieure und auch der japanischen
Regierung entnehmen. Wenn sie mal etwas sagen, ist es nur Ausdruck
der Hilflosigkeit oder der Beschwichtigung. Deshalb scheint der Fall
etwas anders gelagert als beim Tschernobyl-Unglück. Damals wurde das
Ausmaß des Unglücks tagelang bewusst verschwiegen, die
Verantwortlichen hatten sehr wohl eine grobe Vorstellung davon. Das
ging dieses Mal nicht, weil die ganze Welt zuschaute. Gestern machten
die Spitzen der Betreiberfirma Tepco die Verwirrung um die
Unglücks-Reaktoren komplett, indem sie zunächst von millionenfach
überschrittenen Grenzwerten sprachen, dann einen angeblichen Irrtum
einräumten und die Zahlen wieder einsammelten. Wie hoch die Belastung
aber wirklich ist, sagten sie nicht. Das ist eine böse Mischung aus
Nichtwissen und Verschweigen. Dabei brauchen vor allem die Japaner
jetzt nichts dringender als zuverlässige Informationen: Was muss ich
tun, wie kann ich mich schützen? Das Teuflische an der Situation ist,
dass die wahre Katastrophe mit den konkreten Folgen für die Menschen
erst viel später offenbar werden wird.

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