Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Ausstattung der Kliniken mit Klimaanlagen Schweißtreibend MATTHIAS BUNGEROTH

Es klingt schon abenteuerlich: Das erst vor drei
Jahren neu errichtete Johannes-Wesling-Klinikum in Minden kühlt seine
bis an die Grenze der Belastbarkeit arbeitenden Kühlaggregate auf dem
Dach mit Wasser aus einem Rasensprenger. Teile der Klinikräume heizen
sich dennoch in diesen Tagen auf bis zu 38 Grad auf, weil sie über
keinerlei Kühlung durch Klimaanlagen verfügen. Sommerwetter kam in
den Szenarien der Klinikarchitekten offenbar nicht vor. Allerdings:
Auch dem Gesetzgeber fällt hierzu herzlich wenig ein. In einem Land,
wo jede Schraube ein Normmaß hat, ist nicht geregelt, auf wieviel
Grad Celsius sich das Patientenzimmer einer Klinik aufheizen darf.
Die Folge: Kliniken verzichten in der Regel darauf, ihre
Patientenzimmer mit solchen teuren, wartungsintensiven und
energiefressenden Anlagen auszustatten. Das ist zunächst einmal ihr
gutes Recht, denn der Wettbewerb unter den Krankenhäusern ist hart
und die Kosten für die Unterhaltung solcher Anlagen durch die
bisherigen Einnahmequellen nicht zu refinanzieren. Dennoch könnte
auch dies künftig ein Plus im Konkurrenzkampf der Klinikstandorte
sein: Denn gerade, wenn es einem Patienten gesundheitlich schlecht
geht, ist dieser froh, auch im Hochsommer befreit durchatmen zu
können. Insider räumen bereits ein, dass dies ein Handlungsfeld für
die Zukunft werden kann. Um nicht missverstanden zu werden:
Horrorgemälde von reihenweise zusammenbrechenden hitzegeschädigten
Patienten sind – noch – nicht zu zeichnen. Die medizinisch sensiblen
Räume sind allerorts klimatisiert, das Fachpersonal kümmert sich
intensiver als sonst um durch die Wärme gefährdete Patienten. Doch
generell sollte unserem Krankenhauswesen zur Bekämpfung der
Hitzefolgen mehr einfallen als ein Rasensprenger auf dem Dach. Denn
auch der nächste Hochsommer kommt bestimmt.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de