Ein Bericht des Wehrbeauftragten Hellmut
Königshaus wirft ein beklemmendes Licht auf die innere Führung in der
Bundeswehr. Besonders brisant sind solche Ausführungen im Lichte der
jüngsten Wehrreform: Denn ab 1. Juli herrscht Freiwilligkeit. Niemand
kann dann mehr einfach verpflichtet werden. Das heißt aber, dass die
Streitkräfte den Dienst attraktiver gestalten müssen. Die Bundeswehr
muss aktiv für sich werben – auch um die 15.000 jungen Männer und
Frauen anzuziehen, die künftig neben den Zeit- und Berufssoldaten
freiwillig ihren Dienst absolvieren sollen. Blamabel, dass die
Bundeswehr trotzdem negative Schlagzeilen macht. Unfassbar, dass auf
dem berühmten Schulschiff der Marine, der Gorch Fock, die Ausbildung
wegen unhaltbarer Zustände gar nicht mehr stattfinden kann. Ein
tödlicher Unfall, der Verdacht auf grausamen Drill und Schikane und
Vorgesetzte, die offenbar im Umgang mit den Sorgen junger Menschen
nicht auf Dialog, sondern allein auf Druck und Angst setzen, dazu
noch ein Fall von sexueller Belästigung: All das soll sich auf dem
Traditionssegler abgespielt haben. Noch werden die Vorwürfe
untersucht, aber sie haben ihre abschreckende Wirkung bereits
entfaltet. Wen wundert es, dass die meisten Teilnehmer des letzten
Offiziers-Lehrgangs auf der Gorch Fock der Bundeswehr nun für immer
Lebewohl gesagt haben? Dazu kommt die andere Nachricht von gestern,
dass Heimatpost von Soldaten aus Afghanistan wohl systematisch
geöffnet wurde. Die Bundeswehr konkurriert mit vielen anderen
Arbeitgebern auf dem Arbeitsmarkt. Welcher junge Mensch wird sich
freiwillig für einen Dienst in ihr entscheiden, wenn nicht einmal
elementare Grundrechte garantiert sind? Natürlich handelt es sich nur
um Einzelfälle. Aber die dürfen einfach nicht vorkommen.
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