Er schmerzt, und zwar jedes Mal mehr: der Blick
zur Anzeigetafel an der Tankstelle um die Ecke. Vielfahrer können das
Geld gar nicht so schnell verdienen, wie sie es an den Zapfsäulen
wieder ausgeben – müssen. Und besonders ihnen tut es weh. Der zuvor
akribisch ausgerechnete Preisvorteil für ihre Diesel-Fahrzeuge ist so
gut wie dahin. Alle schimpfen, aber keiner tut etwas dagegen, so
scheint es zumindest. Es wird weiter getankt, was das Zeug hält,
dabei vielleicht mal ein Umweg zur anderen – vermeintlich günstigeren
– Tankstelle unternommen, um zu sparen. Meist mit dem Effekt, dass
man am Ende doch draufzahlt. Den ungeliebten Biosprit E 10 zu
boykottieren hilft derzeit nicht weiter. Eine spritsparende Fahrweise
aber auch nicht. Angesichts von Praktiken und Preisen in anderen
Ländern stellt sich die Frage: Ist in Deutschland ein Protest
realistisch? In Rumänien blockierten die Autofahrer die Zapfsäulen.
Aus unserer Sicht klagen sie auf hohem Niveau – sie beschwerten sich
über Preise von 1,20 Euro. Wir aber, so scheint es, leben im Land der
Wut-Tanker. Und das schon seit Jahren. Die drastische Preisanhebung
kommt halt „alle Jahre wieder“. Auffällig ist aber in letzter Zeit
eines: Immer mehr Politiker melden sich mit radikalen Äußerungen zu
Wort, um den Mineralölkonzernen zu drohen. Vielleicht, um vom eigenen
Verhalten abzulenken. Denn sie könnten doch eigentlich als erklärte
Autofahrerfreunde die Senkung der Steuern fordern. Bei einem Preis
von 1,45 Euro für einen Liter Diesel sind satte 70 Cent an den
Finanzminister zu zahlen, bei Super sogar 90 Cent. Doch bislang lässt
es die Politik beim Wortgeklingel. Und einen Autokorso vor dem
Bundestag oder ein Hupkonzert vor den Toren der Mineralölkonzerne
gibt–s in Deutschland nur bei der Fußball-WM.
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