Der Bundesinnenminister ist ein
verantwortungsbewusster Mann. Thomas de Maizière hat sein Amt bislang
krisenfest ausgeführt. So viel sei vorab klargestellt. Auch der
Innenminister muss sich allerdings fragen lassen, mit welchem Recht
er Journalisten kritisiert, die über das Anschlagsziel Berliner
Reichstag berichten. Die Berichte stammen ja nicht aus dem
Märchenland. Im Gegenteil: Einer der wichtigsten Informanten der
deutschen Behörden hat vom Reichstag als Terrorziel El Kaidas
berichtet. Seither ist die gesamte deutsche Sicherheitslandschaft in
Alarmbereitschaft. Dass dies öffentlich wird, ist nicht
unverantwortlich. Es ist journalistische Pflicht, das zu berichten.
Es mag gute Gründe für de Maizière geben, die tatsächliche
Terrorgefahr öffentlich nicht zu stark zu betonen. Niemand kann
Interesse an einer Panik-Lage haben. Journalisten aber haben
zuallererst eine Informationspflicht gegenüber ihren Lesern, den
Bürgern. Sie dürfen sich – getreu dem alten Leitspruch von Hanns
Joachim Friedrichs – mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit
einer guten. Politiker in Krisensituationen verlieren nicht selten
den Überblick. Bislang hatte man nicht den Eindruck, der
Innenminister gehöre dazu. De Maizière sollte alles tun, es dabei zu
belassen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de