Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Rückkehr der Schweinegrippe Den Zufall zähmen PETER STUCKHARD

Die Schweinegrippe ist zurück. Leider erhärtet
sich der Verdacht, der sich schon in der letzten Saison angedeutet
hatte: Sie sucht sich ihre Opfer nicht nur unter den Älteren und
gesundheitlich Geschwächten wie die klassische Grippe. Es sterben
Menschen im besten Lebensalter. Auch solche, bei denen keine
Vorschädigung bekannt ist. So tragisch und gravierend der Einzelfall
sein mag, in dem Familien in tiefe Trauer und womöglich Not gestürzt
werden: Für die Öffentlichkeit gibt es derzeit keinen Anlass,
sonderlich beunruhigt zu sein. Wer Verantwortung für seine Gesundheit
übernimmt und achtsam mit ihr umgeht, kann völlig gelassen bleiben.
Ein Blick auf die Zahlen vom Vorjahr zeigt: Das Risiko, im
Straßenverkehr ums Leben zu kommen, ist mehr als zehnmal höher als
das, an der Schweinegrippe zu sterben. Will man das Risiko weiter
verringern, kann man sich auch jetzt noch impfen lassen. Natürlich
wird man dazu von seinem Arzt beraten. Die abwägende Entscheidung,
Impfung „ja“ oder „nein“, kann der Doktor einem allerdings nicht
abnehmen, die muss man schon selbst treffen. Ähnliches gilt für
andere Krankheiten. Jeder Raucher weiß, wie gefährlich dieser Genuss
ist, der mit Ersticken am Lungenkrebs enden kann – er kann das
Rauchen aufgeben. Es ist inzwischen statistisch nachgewiesen, dass
die Früherkennung von Darmkrebs die Heilungschancen drastisch erhöht
– man muss die Vorsorgeuntersuchung aber vornehmen lassen. Auch die
Reihenuntersuchung auf Brustkrebs für Frauen hat segensreiche
Auswirkungen – man muss die Einladung dazu nur annehmen. Für die
Schweinegrippe wie für andere Krankheiten mit Sterberisiko gilt:
Jeder Mensch ist dem Zufall ausgeliefert. Er kann ihn akzeptieren
oder das medizinisch Mögliche tun, um ihn zu zähmen. Mehr liegt nicht
in unserer Hand. Aber auch nicht weniger.

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