Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten in den USA Zeitenwende JOACHIM ROGGE, WASHINGTON

Es liegt noch gar nicht lange zurück, dass die
USA und China als neues Traumpaar der Weltpolitik galten. Vor allem
Washingtons Denkfabriken schwärmten von „Chimerica“, der Kombination
von alter und neuer Supermacht, ohne deren abgestimmtes Zusammenspiel
auf dem Globus nicht mehr viel geht. Längst ist diese Vision
zerplatzt. Die letzten Monate haben die tiefen Risse im Verhältnis
der beiden Mächte, die ohne Zweifel den Verlauf dieses Jahrhunderts
prägen werden, offenbart. Misstrauisch und argwöhnisch belauern sich
die USA und China. Erkennbar  haben die USA dabei Mühe, sich mit dem
rasanten Aufstieg Chinas zur neuen wirtschaftlichen Supermacht
abzufinden, die dem krisengeschüttelten Amerika den angestammten
Platz streitig macht. Der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten
in den USA kommt daher zu einem kritischen Zeitpunkt. Aber Chinas
Präsident Hu, der im nächsten Jahr abtritt, hat kein Interesse daran,
seinem Nachfolger einen Scherbenhaufen im amerikanisch-chinesischen
Verhältnis zu hinterlassen. Aufs engste verzahnt sind die beiden
Volkswirtschaften. Das hochverschuldete Amerika braucht Chinas
Geldspritzen, Chinas brummender Exportmotor braucht Amerikas Märkte.
Hahnenkämpfe um den Platz an der Spitze können da nur schaden.       

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