Es war ein Festakt von angemessener
Bescheidenheit, zu dem Bundespräsident Joachim Gauck auf den
Ehrenfriedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in
Schloß Holte-Stukenbrock eingeladen hatte. Er hielt eine Rede ohne
großes Pathos, dafür aber mit einer unmissverständlichen Botschaft:
Auch die Wehrmacht hat sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht. Sie
trägt Verantwortung für den Tod von Millionen Kriegsgefangenen, die
am Ende des Zweiten Weltkriegs in Lagern unter ihrer Aufsicht zu Tode
kamen. Darunter rund 65.000 Soldaten der Roten Armee, die Schätzungen
zufolge im Stalag 326 starben. Diese Worte gerade in dieser Zeit
zunehmender politischer Spannungen zwischen Westeuropa und Russland
vor dem Hintergrund des Ukrainekonflikts auszusprechen, hat eine
besondere Qualität. Sie können zudem Mahnung sein, in den
diplomatischen Bemühungen zur Lösung der besagten Konflikte nicht
nachzulassen. Die Gedenkfeier von Schloß Holte-Stukenbrock zeigt
zudem, dass auch die junge Generation 70 Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs bereit ist, ehrenamtlich daran mitzuarbeiten, dass
die Erinnerung an den von den Nationalsozialisten entfesselten,
organisierten Massenmord auch künftig aufrecht erhalten wird. Das
haben die beeindruckenden Auftritte von rund 50 Schülern gezeigt, die
dem Bundespräsidenten in einem persönlichen Gespräch von ihrer
engagierten Arbeit in zahlreichen Projekten erzählen durften. Sie
verdient es, fortgesetzt zu werden. Eine Kultur des Vergessens darf
es in Deutschland niemals geben. Deshalb sollte die Politik auf
Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene alles daran setzen, die
Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit, die vor Ort geleistet wird,
auch langfristig auf sichere Füße zu stellen. Das Auseinandersetzen
mit der deutschen Geschichte ist gerade dann besonders wichtig, wenn
die Zahl der Zeitzeugen immer mehr schrumpft. Das einstiege Stalag
326 ist einer der Orte, wo das sehr augenscheinlich wird.
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