Staatsräson ist Vernunft. Wenn Bundeskanzlerin
Angela Merkel davon spricht, dass das Existenzrecht Israels ein Teil
der deutschen Staatsräson sei, bewegt sie sich ausschließlich auf
dieser intellektuellen Ebene. Inhaltlich hat sie völlig recht. Wer
aber einmal in Jad Vashem war, der Gedenkstätte für die Millionen im
deutschen Namen umgebrachten Juden in Jerusalem, wer das
Vernichtungslager Auschwitz besucht hat oder Bergen-Belsen, wer die
Bücher von Nobelpreisträger Imre Kertész und anderen gelesen hat,
kann nicht unbewegt bleiben. Nicht, weil es sich für einen deutschen
Politiker so gehört, für das Existenzrecht Israels einzutreten,
sondern weil er intellektuell und emotional davon überzeugt ist, muss
er an der Seite der Israelis stehen. Anderes ist undenkbar. Das hat
Joachim Gauck schon am ersten Tag seines Besuches in Israel
geleistet. Er ist ein Bundespräsident des richtigen Verstehens und
der richtigen Gesten und Worte. Weil er so glaubwürdig dieses für
immer besondere Verhältnis der Deutschen zu den Israelis
unterstrichen hat, kann er sich mit großer Freiheit auch für die
Belange des palästinensischen Volkes einsetzen. Er kann die Politik
der israelischen Regierung kritisch ansprechen. Völlig richtig weist
er in Jerusalem darauf hin, dass die Palästinenser ebenfalls ein
Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit, auf einen eigenen
Staat haben. Die Siedlungspolitik der israelischen Regierungen der
vergangenen Jahre war und ist Unrecht. Die Opfer der fürchterlichen
Nazi-Gräuel und deren Nachkommen, leben heute nicht automatisch im
Recht mit allem was sie tun. Aber sie haben ein Existenzrecht, das
Deutschland vor dem Hintergrund der Geschichte mit zu garantieren
hat. Die Deutschen müssen sich indes darüber im Klaren sein, dass sie
angesichts der Politik des Iran schneller liefern müssen als ihnen
lieb sein wird.
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