Es klingt beinahe reaktionär. Drei Viertel der
Bundesbürger finden, ihre Kinder sollten in einem Schulfach lernen,
sich zu benehmen. Wenn sie schon nichts anderes lernen. Immerhin
finden fast genauso viele Menschen, dass in der Schule zu viel
unnützes Zeug vermittelt wird. Also lieber Knigge statt Mathe. Tugend
kontra Wissen. Es wäre eine fatale Entwicklung. Schon einmal hat die
Landesregierung versucht, die sogenannten weichen Kompetenzen –
Respekt, Toleranz, Mitgefühl – bewertbar zu machen. Die Kopfnoten,
die die frühere Schulministerin Barbara Sommer dafür für geeignet
hielt, wurden nach nur drei Jahren wieder abgeschafft. Sie entpuppten
sich vor allem als (zu) einfaches Mittel, um Jobbewerber
vorzusortieren. Was eine Note im Spektrum von 1 bis 6 über den
moralischen Kompass eines Heranwachsenden aussagen kann, wussten
damals wohl nicht einmal die, die die Noten vergeben mussten – und es
oft nach Bauchgefühl taten. Es sollte Politik, Eltern und Lehrern ein
Fingerzeig sein. Sie alle sind dafür verantwortlich, aus Kindern
verantwortungsvolle und, ja, auch tugendhafte Menschen zu formen. Die
Schule muss dabei helfen, keine Frage. Aber es nicht alleine leisten.
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