Für das große Aufatmen ist es noch zu früh. Doch
nach Tagen, in denen sich die Krise rund um die Ukraine und die
Halbinsel Krim gefährlich zuspitzte, überwogen gestern erstmals
Signale der Entspannung. Als sensibelste Seismographen erwiesen sich
früh die Finanzmärkte und zeigten positive Tendenzen: Die Börsen
schwenkten ins Plus, Währungskurse erholten sich. Die Gefahr, dass
Russland auf den Machtwechsel in der Ukraine und die Schwächung
seiner Einflusssphäre militärisch reagiert, ist dennoch nicht
endgültig gebannt. Präsident Wladimir Putin hat eine militärische
Intervention auf der Krim für „derzeit nicht notwendig“ erklärt.
Betonung auf derzeit. Sollten russische Landsleute auf der Krim, in
der Ost-Ukraine bedroht sein, daran lässt der Kreml-Herrscher keinen
Zweifel, liegen wieder alle Optionen auf dem Tisch. Einstweilen
wurden die russischen Einheiten, die an der Grenze zur Ukraine im
Manöver Drohkulissen schufen, in die Stützpunkte zurückgeschickt.
Über die russische Strategie lässt sich vielfältig spekulieren.
Sicher ist, dass Putin eine deutliche Warnung an die neuen Machthaber
in Kiew, vor allem an die sie unterstützenden nationalistischen
Kräfte losgeworden ist. Aber auch ein Zeichen des guten Willens. Wer
auf ukrainischer Seite an einer friedlichen Zukunft mit dem mächtigen
Nachbarn Russland interessiert ist, sollte dies aufnehmen. Eine
Sicherheitsgarantie für russischstämmige Bevölkerungsgruppen in der
Ukraine hätte man schon früher gerne aus Kiew gehört. Dass Putin auch
der Installation der von Deutschland ins Spiel gebrachten
Kontaktgruppe zur Bewältigung der Krise und eines friedlichen
Übergangs der Ukraine näher tritt, spricht dafür, dass
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter
Steinmeier hinter den Kulissen gute diplomatische Arbeit geleistet
haben. Wenn stärkeres internationales Engagement der Deutschen so
aussieht und wirkt, kann man nichts dagegen haben.
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