Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Flüchtlinge ertrinken vor Lampedusa Massengrab im Mittelmeer RALPH SCHULZE

Fast täglich kommen derzeit neue Boote mit
Armuts- und Krisenflüchtlingen in Südeuropa, vor allem in Italien an.
Und regelmäßig versinken Elendskähne mit Dutzenden, ja mit Hunderten
verzweifelten Menschen, die der Not in der Heimat entfliehen und ein
besseres Leben in Europa suchen wollten. Diese Tragödien machen das
Mittelmeer zum größten Massengrab weit und breit. Das bisher letzte
Unglückschiff, das nun vor der italienischen Insel Lampedusa in den
Fluten versank, war in der libyschen Stadt Zuwarah in See gestochen.
Einer jener Küstenorte im Westen Libyens, in denen die Truppen des
Despoten Gaddafi die Bevölkerung terrorisieren. Ganz offenbar macht
Gaddafi hier seine Drohung wahr, Flüchtlinge als Waffe zu benutzen
und den großen Strom der Vertriebenen gezielt Richtung Europa zu
lenken. Das lässt noch Schlimmes befürchten. Diese neue Welle der
Migration aus dem brodelnden Nordafrika stellt Europa vor neue
Probleme. Denn viele jener Menschen, die derzeit in Italien und Malta
stranden, können nicht so einfach in die Heimat abgeschoben werden.
Sie brauchen Schutz, Obdach und haben eventuell sogar Anrecht auf
Asyl. Etwa jene tausende von Ankömmlingen, die dem Bürgerkriegsland
Somalia und der Horror-Diktatur Eritrea entfliehen. Auch die
Rückführung von Flüchtlingen nach Tunesien ist schwierig mangels
stabiler Regierung nach der Revolution und bei chaotischen
Verhältnissen im Land. Ganz zu schweigen vom umkämpften Libyen. Die
EU muss schnellstens den Dauerstreit um eine kontinentale Asyl- und
Flüchtlingspolitik beenden und gemeinsam die Herausforderung an ihrer
Südflanke annehmen. Denn der Notstand, der sich dort abzeichnet,
könnte erst der Anfang einer humanitären Katastrophe sein, für die
sich Europa rüsten muss. Und zwar mit Teilung der Lasten und mit
Solidarität.

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