Wir haben eine berühmte Kollegin verloren. Anja
Niedringhaus starb im Osten Afghanistans, weil sie dort über die
Wahlen in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land berichten wollte. Sie
war eine ausgezeichnete Reporterin der Wahrheit, Trägerin des
weltweit bedeutendsten Journalistenpreises, des Pulitzer-Preises.
Anja Niedringhaus machte ihre ersten journalistischen Erfahrungen bei
unserer Zeitung. Sie stammt aus Höxter. Sie war wie viele
Journalisten und Journalistinnen getrieben von dem Impuls, die
Wahrheit zu finden. Sie traute dem Hörensagen nicht, sondern wollte
sich selbst ein Bild machen. Dieser Impuls ist es, der den Job des
Journalisten ausmacht. Die Reporter kennen ihr Risiko, jedenfalls
wenn sie in Kriegs- oder Katastrophengebieten unterwegs sind. Sie
lassen sich davon nicht beeindrucken. Viele Menschen fragen sich, ob
man sich in eine solche Gefahr begeben muss. Sie verdrängen dabei,
dass wir ohne den Drang zur Wahrheit von Journalistinnen wie Anja
Niedringhaus nichts wüssten über die Gräueltaten der serbischen
Kriegsverbrecher. Wir hätten nichts erfahren von Giftgasangriffen in
Syrien oder im Irak, von den Abhörangriffen der NSA. Es wäre nicht
herausgekommen, dass Gaddafis Terroristen ein Flugzeug über Lockerbie
sprengten, dass es Betrüger, Steuerhinterzieher, Mörder gibt. Täter
fürchten Journalisten. Sie bekämpfen sie, weil sie wissen, dass sie
die Wahrheit suchen. Manchmal zahlen Journalisten mit dem höchsten
Preis dafür – ihrem Leben. Wir trauern um Anja Niedringhaus.
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