Bildungsministerin Sylvia Löhrmann ist
„überzeugt, dass sich nur mit unserem Modell die festgefahrene
Strukturdebatte auflösen lässt“. Glaubt sie wirklich, ihr Konzept der
individuellen Lernzeiten würde schlagartig für Ruhe sorgen und
Eltern, Lehrer und vor allem Schüler zufriedenstellen? Damit sollte
sie nicht rechnen. Das Konzept würde dazu führen, dass Schulklassen
nach der sechsten Klasse schon wieder neu gemischt werden: Die Guten
kommen in den dreijährigen Zug, die Schlechten in den vierjährigen.
Was nach Förderung der schwächeren Schüler klingt, könnte sich
schnell als Stigmatisierung herausstellen. Die zukünftigen G9-Schüler
mit der Lizenz zum Sitzenbleiben könnten unter den Mitschülern, die
schon ein Jahr weiter sind, als diejenigen gelten, die es nicht
hinbekommen. Auch bei Bewerbungen werden sie später im Nachteil sein.
Schlecht ist das Konzept aber für beide Schülergruppen: Die
G8-Schüler machen weiter Turbo-Abi mit viel Nachmittagsunterricht,
die anderen müssen zusätzlich Förderstunden besuchen. Angesichts
dieser hohen Lerndichte klingt Löhrmanns Aussage, die Schule der
Zukunft müsse sich noch mehr als bisher am Kind orientieren, wie
Hohn. Dafür braucht es andere, pädagogische Lösungen, nicht den
Aufbau von komplizierten Parallelstrukturen. Auch im Sinne der
Lehrer, die wenig Interesse an zweigleisiger Planung haben dürften.
Wenn das G8 funktionieren soll, dann nicht so. Das Ziel sollte sein:
gute und schwächere Schüler in einem Klassenverbund zu fördern, ohne
dass jemand auf der Strecke bleibt.
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