Der Parteitag in Hamburg markiert auf dem
steinigen Weg der grünen Identitätssuche einen Fortschritt. Vor allem
ist die Partei auf der Suche nach einem neuen Megathema fündig
geworden. Der Kampf gegen die industrielle Massentierhaltung, für die
bäuerliche Landwirtschaft und eine qualitativ gute Ernährung birgt
großes Potenzial. Das Thema ist lebensnah. Jeder kann mitreden. Die
Grünen besitzen auf diesem Gebiet eine hohe Expertise. In sechs
Bundesländern stellen sie die Landwirtschaftsminister. Zudem zeigt
sich immer deutlicher, dass die Massentierhaltung zu einem
unkalkulierbaren Gesundheitsrisiko wird. Die Anreicherung des
Tierfutters mit Reserve-Antibiotika führt mittlerweile in
dramatischem Ausmaß zu einer Ausbreitung antibiotikaresistenter
Keime. Kritische Ärzte gehen von einer jährlichen Todesrate in
Deutschland von mindestens 30.000 Fällen aus. Von den
Bundeslandwirtschaftsministern, die seit 2005 der CSU angehören, hört
man dazu nichts. Mit diesem Thema können die Grünen eventuell auch
die Schichten zurückgewinnen, die man im Bundestagswahlkampf 2013
unter anderem durch den Veggie Day und eine ausufernde
Steuererhöhungspolitik abgeschreckt hatte. Der Veggie Day ist nun vom
Tisch. Jetzt sollten sich praktische Vernunft und Realismus auch noch
in der Steuerfrage niederschlagen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de