Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Hoffnung auf Zypern Mehr als eine Inselfrage Martin Fröhlich

Fast wirkt es wie ein Anachronismus, ein Thema,
das in die falsche Zeit geraten ist: Auf Zypern diskutieren sie
ernsthaft, wie sie eine mehr als 40 Jahre währende Teilung der Insel
beenden oder zumindest mildern können. Gewiss, der Weg ist weit und
von gewaltigen Felsbrocken geprägt, die es wegzuräumen gilt. Und
doch: Was da zwischen Limassol, Famagusta und Kyrenia glücken soll,
ist zu wichtig, um nicht auch die winzigste Chance zu ergreifen. Für
die Menschen auf der Insel selbst, aber auch für die in ganz anderen
Regionen dieser Welt. Der Nationalismus erstarkt diese Tage in so
vielen Ländern, die Briten verlassen die EU, die Ukraine ist, wenn
auch noch nicht formell, so doch in der Realität längst ein
gespaltenes Land. Die Türkei und die EU entfernen sich inhaltlich
immer weiter voneinander. Die transatlantischen Beziehungen nach
Washington stehen so sehr in Frage wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Der europäische Gemeinschaftssinn droht an der Flüchtlingsfrage zu
zerbrechen. Und mitten in diese Ära der Konflikte und
Starrsinnigkeiten fällt der Versuch, ein vermeintlich auf ewig
geteiltes Land wieder zu vereinen. Dass das gelingen kann, wenn sich
jene, die am Machthebel sitzen, zurücknehmen, hat auch die deutsche
Wiedervereinigung gezeigt. Auch wenn die Rahmenbedingungen und die
historischen Zusammenhänge andere waren, als jene auf Zypern. Doch
die Hoffnung auf ein Ende der widersinnigen Teilung war wenige Jahre
zuvor noch so leise, wie jene auf der Mittelmeerinsel zuletzt. Möge
sie nun deutlich lauter werden.

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