Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Junckers Investitionsplan für die EU-Staaten Kapital braucht Sicherheit Knut Pries, Straßburg

Als Normalmensch meint man angesichts von
Jean-Claude Junckers europäischem Investitionsplan, einem Wunder
beizuwohnen: Aus 8 Milliarden Euro werden 315 Milliarden. Die
Ingenieure dieser fabelhaften Geldvermehrung versichern, das habe mit
Zauberei nichts zu tun. Es sei ganz normales Bankgeschäft, aus
Kapital sehr viel mehr Kapital zu machen. Unbestreitbar ist der
Ausgangspunkt: Europa leidet unter einem massiven Mangel an
Investitionen, in die herkömmliche Infrastruktur (Straßen, Brücken,
Wasserwege), in neue Infrastruktur (Breitbandnetze, Energietrassen)
sowie in die Infrastruktur, die zwischen den Ohrmuscheln sitzt
(Ausbildung, Forschung und Entwicklung). Zugleich ist reichlich Geld
vorhanden – ruhendes Kapital. Es mag sich nicht in Bewegung setzen,
den Mangel zu beheben. Es ist folglich richtig, dass die
EU-Kommission und die Europäische Investitionsbank als Mitstreiter da
ansetzen, wo es hapert: beim Unwillen der Anleger, einzusteigen, wo
sie ein erhöhtes Risiko wittern. Ob der vergleichsweise überschaubare
Grundeinsatz der öffentlichen Hand ausreicht, den versprochenen
Investitions-Tsunami auszulösen, ist indes offen. Eines ist freilich
gewiss: Je mehr Sicherheit dem zögernden Kapitaleigner geboten wird,
desto unsicherer ist, dass die Bürgschaft durch den Steuerzahler
unangetastet bleibt.

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