Die Zahlen sind nach wie vor erschreckend: In
Deutschland werden jede Woche drei Kinder getötet, 78 misshandelt und
286 sexuell missbraucht. Mag die Zahl der Kindstötungen gegenüber dem
Vorjahr auch leicht zurückgegangen sein, es gibt keinerlei Grund zur
Entwarnung. Da die meisten Gewalttaten an Kindern im familiären
Umfeld geschehen, ist es besonders wichtig, dass etwa Nachbarn,
Lehrer oder Kinderärzte frühzeitig Alarm schlagen. Gewiss mischt sich
niemand gerne in das Familienleben anderer Leute ein. Doch die
Polizei kann nur verfolgen, was vorher angezeigt worden ist. Die
Augen verschließen und wegschauen, wenn ein entsprechender Verdacht
besteht, ist keine Alternative. Es handelt sich hier um die
schwächsten und schutzbedürftigsten Mitglieder der Gesellschaft, die
über keinerlei Möglichkeit verfügen, sich selber an die Polizei zu
wenden. „Eine Misshandlung zu erkennen ist keine Kernphysik“ sagt der
Rechtsmediziner Michael Tsokos, der regelmäßig erlebt, dass erst viel
zu spät eingeschritten wird. An der Misere sind auch heillos
überlastete Jugendämter schuld. In Berliner Problemkiezen muss sich
etwa ein Sozialarbeiter um 160 Familien kümmern. Die Zahl der
hilfebedürftigen Kinder nimmt insgesamt zu, Doch bei den
Sozialarbeitern wird nicht aufgestockt: 8.000 arbeiten in diesem
Bereich, in ganz Deutschland. Dass das nicht ausreicht, leuchtet ein.
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