Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Kongress der europäischen Nationalisten Gefahr für die Freiheit Florian Pfitzner

Wem Europa am Herzen liegt, der kann die
Alternative für Deutschland getrost knicken. Die AfD hat sich wie
ihre schrillen Freunde um Geert Wilders und Marine Le Pen längst vom
europäischen Geist verabschiedet. Sie streitet das ab, versäumt
jedoch zu erklären, wie es bei einer Verschanzung hinter nationalen
Grenzen friedlich bleiben soll. Für eine langfristige, erfolgreiche
Zusammenarbeit von Nationalisten fehlt auf dem Kontinent jeder
historische Beleg. Man hat es kaum für möglich gehalten, doch der
Kongress in Koblenz warf selbst die AfD noch einmal zurück. Noch im
Vorjahr hatte man sich stolz mit Heinz-Christian Strache von der
Freiheitlichen Partei Österreichs gezeigt und zumindest vordergründig
über gemeinsame „Visionen für Europa“ verhandelt. Sogar damit scheint
es nun vorbei. Der „Freiheitskongress“ im Deutschen Eck geriet zu
einer peinlichen, pathetischen Werbeveranstaltung für Frauke Petry.
Sie haben sich gewaltig aufgeplustert, die Nationalisten aus
Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, aus Italien und
Österreich. Und sie schoben die üblichen Gegensätze voran, ermutigt
durch die Umbrüche in Großbritannien und den USA: „Volk“ gegen
„Elite“, „Wahrheit“ gegen „Lüge“, „Gut“ gegen „Böse“ – man kennt das
von jemandem wie Recep Tayyip Erdogan, von Donald Trump sowieso. In
Petrys Welt versucht jene Elite, die Menschen „psychologisch
geschickt“ zu „politischer Korrektheit“ zu erziehen. Es gebe lauter
Verbote: Man dürfe nur in Maßen Alkohol trinken und Süßes essen, man
müsse regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge und sei dazu verdonnert,
seine Organe zu spenden. Außerdem gelte es, die richtigen Bücher zu
lesen und dem traditionellen Familienbild abzuschwören. Petry glaubt
solchen Unfug tatsächlich. Augenscheinlich genau wie Wilders, der in
ihr bereits Merkels Nachfolgerin sieht und meint, europäische Frauen
hätten ob einer „Islamisierung“ heute Angst ihr blondes Haar zu
zeigen. Petry kann sich in den bevorstehenden Auseinandersetzungen,
AfD-intern und im Wettbewerb mit den sogenannten etablierten
Parteien, auf die Unterstützung von Le Pen und Wilders verlassen. So
langsam sollte man sich einen klugen Umgang mit den
rückwärtsgewandten Kräften überlegen. Sonst steht es bald schlecht um
die Freiheit in Europa.

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