Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar:Lebensmittelpreise Markt ohne Moral WOLFGANG MULKE, BERLIN

Früher hießen die Feinde des Hungers
Entwicklungspolitik, Demokratisierung, Bildung und Investitionen. All
dies sind Elemente, mit denen die Politik dem Mangel an
Nahrungsmitteln begegnet. Die Vereinten Nationen wollen die Zahl der
Hungernden bis Mitte dieses Jahrzehnts halbieren. Doch nun gefährdet
eine junge Entwicklung den globalen Schulterschluss. Weizen, Raps,
Kaffee und Schweinehälften sind Teil der Finanzmärkte geworden. Die
Nahrungsmittelproduktion dient nicht mehr allein der Ernährung. Sie
füllt auch die Taschen von Spekulanten und kapitalkräftigen
Geldanlegern. Das hat fatale Folgen, denn der Markt kennt keine
Moral. In den Industrieländern schlägt sich dies nur begrenzt in den
Verbraucherpreisen nieder. Die Bevölkerung in armen Ländern wird
dagegen schnell zum Spielball der Spekulanten. Das Essen wird für sie
zu teuer. Allein schon deshalb muss die Politik die Märkte
regulieren. Das Problem ist längst erkannt, aber nicht gelöst. Es
glaube nur niemand, die Deutschen könnten sich diese Fehlentwicklung
noch gut leisten. Die Zeit billiger Lebensmittel geht zu Ende. Mehr
und mehr werden die Ladenpreise hier dann auch von den Weltmärkten
bestimmt. Der Auswüchse dieser Märkte kann man sich nicht früh genug
erwehren.

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