Kritiker Marcel Reich-Ranicki bekannte gestern
freimütig, den neuen Literaturnobelpreisträger nicht zu kennen. Das
dürfte Vielen so gehen. Macht aber nichts, denn der Nobelpreis ist
nicht dazu da, Gängiges noch gängiger zu machen, sondern ein Werk von
hohem literarischen Rang auszuzeichnen. Eine Zuschreibung, die auf
das schmale Werk dieses liebevollen Poeten sicherlich zutrifft. Denn
Tomas Tranströmers Lyrik entzieht sich dem schnellen Zugriff, fordert
den Leser heraus, sich ganz einzulassen auf eine unglaublich
verdichtete Sprache. Ein Werk, ein Autor wie aus der Zeit gefallen.
Aus der Zeit gefallen wie das Nobelpreiskomitee selbst, das sich eben
nicht nach Moden, nach Wetten in den Wettbüros und sonstigen
Einflüsterungen richtet, sondern konsequent einen eigenen,
unberechenbaren Weg geht. Daher ist die erwartete aber dennoch
überraschende Entscheidung eine sympathisch unmoderne – wider das
große Geraune in der Welt. Wie dichtete Tranströmer einst:
„Überdrüssig aller, die mit Wörtern, Wörtern, aber keiner Sprache
daherkommen.“ Seine große Sprache wurde zu recht geehrt.
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